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Zoeys Antwort war für Lucas wie ein Schlag ins Gesicht. Erst dachte er, dass es ein schlechter Scherz war, dass sie das nicht ernst meinte, ihn nur ärgern wollte. Doch es war wirklich nicht der richtige Moment um einen Scherz zu machen und Zoey wirkte auch viel zu ehrlich. Sie war wirklich orientierungslos, panisch und schien sich an nichts zu erinnern. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Das konnte gerade nicht wirklich passieren! Nicht jetzt, nicht hier, nein. "Du kannst dich nicht erinnern?", fragte er verblüfft nach, auch, wenn er wusste, dass die Frage unsinnig war. Sie konnte sich nicht erinnern. Sie wusste nicht ein mal wer sie war, geschweige denn, wer Lucas war...Das war ihr wie ins Gesicht geschrieben, denn Zoey sah vollkommen verwirrt aus. Es war wie in einem schrecklichen Traum aus dem man am liebsten sofort erwachen wollte, denn so etwas hatte ihnen gerade noch gefehlt. Was, wenn das nicht mehr weg ging? Wenn Zoey sich nie wieder an alles erinnern würde? Lucas wollte es sich gar nicht ausmalen wie das wäre. "Ja ich hab dich ins Krankenhaus gebracht", sagte Lucas recht leise und noch immer geschockt. So ganz wollte es einfach nicht in seinen Kopf gehen was hier gerade passierte. Noch immer hoffte er, dass Zoey ihn gleich angrinsen würde und ihm sagte, dass es ein Scherz war, doch darauf würde er wohl noch eine Weile warten können. "Nein, nein ich gehöre nicht zu deiner Familie. Ich bin ein Freund...", erklärte er nachdem er ein mal tief durch geatmet hatte. Er wusste nicht recht, ob er ihr die ganze Wahrheit sagen sollte, ihr alles erzählen sollte. Das war im Moment wahrscheinlich sowieso zu viel für sie, deswegen beließ er es erst mal bei 'Freund' auch, wenn das nicht richtig stimmte. Klar, sie waren Freunde, doch auch nicht nur Freunde...Ganz so einfach zu erklären war das wohl nicht, gerade jetzt nicht. Doch was war, wenn Zoey sich nie wieder erinnerte? Würde Lucas ihr dann irgendwann alles erzählen, oder würde er es dabei belassen? Ihr einfach alles vorenthalten und hoffen, dass sie ohne ihn, ohne seine Probleme, ein besseres, einfacheres Leben hatte? Wahrscheinlich wäre es besser so, es wäre egoistisch ihr alles zu erzählen und sie so dazu zu zwingen wieder zu der gleichen Person wie vorher zu werden. Ihr Leben wieder für ihn zu pausieren. Für den Anfang würde Lucas es wohl dabei belassen. "Du heißt Zoey Anderson. Du arbeitest als Bewährungshelferin und...", Lucas wusste nicht recht was er sonst noch sagen sollte. Wie sollte er sie auch beschreiben? "Du kannst dich wirklich an gar nichts erinnern?", fragte er deswegen leicht ungläubig nach, denn er konnte sich gar nicht vorstellen wie das war, wollte es sich auch lieber gar nicht vorstellen..."Hast du Schmerzen? Soll ich einen Arzt holen?", fragte Lucas, denn sie hatte gerade einen Autounfall hinter sich, da war es nur normal, dass sie schmerzen hatte, oder?


Es war wirklich als würde ich in einem Albtraum stecken, denn für mich war es das Schlimmste, das ich nicht einmal mehr wusste wer ich selbst war. Alles kam mir gleichzeitig fremd und so vertraut vor, was meine Verwirrung nur noch weiter steigerte und mich nervös machte. Vor allem aber schien es den Mann an meinem Bett zu treffen das ich nicht mehr zu wissen schien wer er war. Doch das hatte ich mir doch nicht ausgesucht, oder? Nein sowas konnte einfach keiner wollen und sicher hatte ich es auch nicht gewollt. Zwar war er fremd doch das Gefühl der Vertrautheit ließ mich nicht los und daher wurde ich still als er nun begann zu erzählen. "Nein, ich kann mich nicht erinnern. Ich würde gerne, aber irgendwas blockiert meinen Kopf." Es war wie eine Wand die sich zwischen meine Erinnerungen geschoben hatte und irgendwie kam ich da einfach nicht heran, auch wenn ich es noch so gerne wollte. "Du hast mich hier her gebracht und bis ein Freund?" Kurz hielt ich inne, denn ich musste einfach fragen, da ich mich ja an irgendetwas erinnern wollte. "Ein Freund oder mein Freund?" Immerhin lag dazwischen ein Himmelweiter unterschied und sicher konnte er mir da weiter helfen. Doch nun nannte er mir einen Namen und ungläubig zog ich meine Augenbraue nach oben. "Zoey? Das ist mein Name?" Für einen Moment musste ich mir diesen Namen auf der Zunge zergehen lassen und ja, er fühlte sich bekannt an. "Hm, ja das könnte sein, der Name klingt vertraut. Und ich bin wirklich Bewährungshelferin? Mit Straftätern und sowas?" Ohje, ich hörte mich wirklich an als hätte ich den Verstand verloren, aber irgendwie musste ich ja an Informationen kommen und das war im Moment der einzige Weg, denn er schien Dinge über mich zu wissen, an die ich mich nicht erinnern konnte. "Nein, wirklich nicht. Ich würde es gerne, aber es geht nicht. Wie heißt du?" Denn seinen Namen hatte er mir noch nicht genannt und daher wollte ich diesen hören. Vielleicht rief dieser ja irgendwelche Erinnerungen hervor. "Es geht... Ich weiß nicht, sollten wir ihn den rufen? Und bleibst du bitte? Du scheinst mich zu kennen und ich möchte mehr über mich erfahren." Wahrscheinlich wirkte ich ziemlich verloren in diesem Krankenhausbett, aber genauso fühlte ich mich auch - verloren. Es war die Hölle Gedächtnislücken zu haben und nicht zu wissen wer man war, wer davor einem saß und was mit einem passiert war. "Du hast gesagt ich hatte einen Unfall. Was ist genau passiert?"


Sie wusste nichts mehr, konnte sich nicht mehr an ihren eigenen Namen erinnern und irgendwie machte das Lucas angst. Was, wenn sie sich nie wieder erinnerte? Wenn sie ihr Gedächtnis nie wieder erlangte und alle Erinnerungen für immer verloren wären? Okay, vielleicht war es besser, wenn Zoey so einiges in ihrem Leben vergas, doch dann wäre auch seine besten Freundin weg. Immerhin wusste sie nicht wer er war, wusste nicht mehr, was sie schon alles gemeinsam durchgemacht hatten...und er hatte daran schuld, denn Lucas hatte sie gehen lassen und Zoey so vielleicht für immer verloren, auch, wenn sie noch am Leben war. Doch war das nicht vielleicht auch gut? Lucas wusste zwar nicht recht wie er ohne seine beste Freundin weiter machen sollte, doch zumindest für Zoey war es so gut, oder? Sie kannte ihn nicht mehr, musste sich nicht mehr seine Probleme anhören und ihr Leben wegen ihm anhalten, eigentlich konnte er sich doch für sie freuen, oder? Trotzdem fiel es Lucas nicht leicht sich mit dem Gedanken anzufreunden, er konnte seine beste Freundin doch nicht einfach so verlieren und, dass sie eigentlich noch da war, machte das Ganze nur noch schlimmer. Aber noch bestand ja die Möglichkeit, dass sie sich wieder an alles erinnerte, nur war sich Lucas auch nicht so sicher, ob er das wollte.
Kurz war Lucas in seinen Gedanken versunken und erst Zoeys Frage ließ ihn daraus hoch schrecken. Wie sollte er darauf jetzt antworten, denn was waren sie? Eigentlich waren sie nur Freunde, beste Freunde, doch zusammen waren sie nicht, oder? Immerhin hatte er ihr gerade seine Liebe gestehen wollen und sie hatte es auch getan, doch wirklich zusammen waren sie nicht. "Ein Freund", sagte Lucas deswegen auch, wenn er sich dabei nicht so wirklich wohl fühlte. Es war besser so, immerhin war die ganze Situation schon genug für sie. "Genau, Zoey Anderson", wiederholte Lucas und lächelte Zoey halb an, auch, wenn ihm im Moment so gar nicht nach Lächeln zu mute war. "Genau und du machst deinen Job echt gut", erklärte er, denn Zoey war wirklich gut in dem, was sie tat, soweit er das beurteilen konnte. Es war irgendwie merkwürdig ihr all das zu erzählen, das für ihn schon so normal war, als würde er jemand Fremden von Zoey erzählen. "Tut mir leid, ich bin gerade ein bisschen durcheinander", gab Lucas zu, denn irgendwie fühlte er sich unwohl, es war als wäre Zoey ihm vollkommen fremd, das lag wohl daran, dass sie ihn und sich selbst auch nicht kannte. "Lucas Cameron", stellte er sich seiner besten Freundin vor, ihm war gar nicht aufgefallen, dass sie ja auch nicht wusste wie er hieß.
"Kann ich machen", sagte Lucas und lächelte sie wieder an, auch, wenn er lieber raus gehen und eine rauchen wollte. Zoey hasste das...zumindest hatte Zoey das immer gehasst, tat sie das jetzt auch noch? "Was willst du denn wissen?", fragte er und schluckte kurz als sie fragte was passiert sei. Wie sollte er ihr das jetzt erklären und was sollte er ihr erzählen? "Du wurdest von einem Auto angefahren als du über die Straße gegangen bist, ich hab dich gefunden und den Krankenwagen gerufen", erklärte er dann kurz.


Was für mich gut war und was nicht, das konnte ich im Moment selbst nicht so genau einschätzen, denn zuerst musste ich erst einmal alles über mich heraus finden und auch, wie ich meine Erinnerungen zurück erlangen und diese Mauer in meinem Kopf einreißen konnte. Wieso musste das gerade mir passieren? Hatte ich vielleicht irgendetwas Falsches in meinem Leben getan, für das ich nun bestraft wurde? Immerhin sagte man doch, das alles was man tut irgendwann doppelt zu einem zurück kehrt, die guten wie auch die schlechten Dinge. Doch was konnte ich getan haben um so etwas zu verdienen? Die Verwirrung in meinem Kopf bereitete mir Kopfschmerzen, doch abschalten konnte ich es auch nicht einfach. Ein wenig Verzweiflung mischte sich in meinen Gesichtsausdruck, denn zu sehen, das auch ihm das alles nahe zu gehen schien, das traf auch mich. Verdammt wieso konnte ich mich nicht an ihn erinnern, wo er doch anscheinend ein Freund von mir war, so wie er es betitelt hatte. Ja, irgendwas war da, eine Vertrautheit die weit tiefer ging als vieles andere und doch waren dort keine Erinnerungen zu finden, nur dieses eine Gefühl. Auch die Dinge, die er über mich erzählte waren seltsam, aber da ich nicht glaubte, das er einen Grund hatte mich anzulügen musste das alles der Wahrheit entsprechen. "Bewährungshelferin.. Ich glaube nicht das sie mich da noch arbeiten lassen, ich habe keine Ahnung wie das gehen soll." Toll, nun hatte ich nicht mal mehr Ahnung von dem Job, den ich eigentlich ausübte. Wie sollte mein Leben von jetzt an nur weiter gehen? Würden sie mich irgendwo hin schicken, bis ich mich wieder an alles erinnern konnte? Und was passierte, wenn das niemals der Fall war? Daran wollte ich gar nicht denken und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Lucas, der sich gerade vorgestellt hatte. Lucas.... Irgendwas sagte mir der Name, aber auch hier erschienen einfach keine Erinnerungen dazu. "Dann sind wir schon zwei die Durcheinander sind. Ich könnte Verrückt werden, denn ich will meine Erinnerungen wieder haben. Du kannst dir nicht vorstellen wie es ist, wenn man nicht einmal mehr weiß wer man selbst ist. Mein Gefühl sagt mir das ich dich kenne, du hast etwas vertrautes an dir. Aber ich habe keine Erinnerungen dazu und wieso das so ist." Erneut begannen die Geräte zu piepsen, da ich mich ziemlich aufregte, vor allem über mich selbst. "Das heißt du warst dabei als der Unfall passiert ist? Wieso hat dann das Auto nur mich erfasst und nicht dich?" Das war wirklich eine gute Frage, denn für mich klang es eben so, als wäre er dabei gewesen. Auch ohne den Arzt zu rufen kam nun einer ins Zimmer, denn das Piepsen der Geräte konnte man nun einfach nicht mehr überhören. "Gibt es ein Mittel, das ich mein Gedächtnis zurück haben kann?" fragte ich den Arzt frei heraus, denn was brachte es mir, wenn ich ihn nur ansah. Als er Lucas raus schicken sollte schüttelte ich den Kopf und hielt ihm am Ärmel fest. "Nein er soll bleiben." Ich hatte keine Ahnung wieso ich ihn hier haben wollte, aber irgendwie fühlte sich das Richtig an. Vor allem wusste nur er Dinge über mich und daher wollte ich das er blieb, was der Arzt dann auch genehmigte.


Lucas wollte sich gar nicht vorstellen wie es war sich an nichts mehr in seinem Leben zu erinnern, noch nicht mal seinen eigenen Namen zu kennen und keine Ahnung zu haben wer man war. Zwar hatte er sich schon einige Male in seinem Leben gewünscht einige Dinge einfach vergessen zu können, einfach neu anfangen zu können, denn dann wäre so einiges leichter, doch wirklich wollen...Nein, wie konnte man sowas wirklich wollen? Immerhin gab es auch so viele schöne Dinge, so viele schöne Erinnerungen und diese würde er nicht vergessen wollen. Deswegen tat es wohl auch so weh, dass Zoey sich an eben diese Erinnerungen nicht mehr erinnerte. Was war, wenn sie das nie wieder tat? Wie würde es dann weiter gehen? Nein, daran wollte Lucas gar nicht denken, denn auch, wenn ein Teil von ihm froh war, dass sie sich an einiges nicht mehr erinnerte und so vielleicht würde neu anfangen können, wollte er das lieber schnell wieder aus seinen Gedanken löschen. Zoey würde sich schon wieder erinnern. Doch war das nicht irgendwie egoistisch? Wegen ihm hatte sie so einiges in ihrem Leben verpasst, hatte ihr Leben quasi angehalten um ihm mit seinen Problemen zu helfen, war es da nicht egoistisch sich zu wünschen, dass sie sich daran wieder erinnerte, damit sie das weiter machen könnte? Vielleicht, nein, wahrscheinlich war es ja besser für Zoey, wenn sie sich nicht wieder erinnerte. Dann würde sie nicht mehr wissen wie sie ihn nach seinem Suizidversuch gefunden hatte und das war schon seid langem etwas gewesen, von dem er sich wünschte es aus ihren Gedanken löschen zu können, denn es tat Lucas unglaublich leid, dass sie es war, die ihn damals gefunden hatte. Lucas atmete tief durch und versuchte sich wieder halbwegs zu beruhigen, denn die Gedanken kreisten nur so in seinem Kopf und am liebsten wäre er einfach raus gerannt. Doch das konnte er jetzt nicht machen, er konnte Zoey hier nicht einfach so alleine lassen, auch, wenn sie sich nicht an ihn erinnerte. Oder eher gesagt genau weil sie sich nicht an ihn erinnerte, denn im Moment war er hier die einzige Person, die wusste wer Zoey überhaupt war. Es würde schon alles irgendwie werden, das musste es ja.
"Ich kann mir vorstellen, dass es nicht leicht ist und ich will mir gar nicht vorstellen wie das ist...Es tut mir echt leid", dass er ihr bekannt vor kam war doch schon mal ein gutes Zeichen, oder? Schlecht konnte es zumindest nicht sein, denn es klang für Lucas wie ein Zeichen dafür, dass sie sich erinnerte oder zumindest wieder erinnern würde, hoffentlich. "Du warst bei mir und bist gegangen, ich hab aus dem Fenster gesehen wie du angefahren wurdest und bin dann zu dir", erklärte er. Lucas wünschte er könnte die Zeit zurück drehen und Zoey aufhalten. Sie davon abhalten seine Wohnung zu verlassen und auf die Straße zu lassen. Es war doch vorher schon alles so kompliziert gewesen, doch jetzt...es war ein einziges Desaster und Lucas wusste nicht recht was er machen sollte. Woher sollte er das auch wissen?
Bevor er weiter darüber nachdenken konnte betrat ein Arzt das Krankenzimmer und lächelte die beiden an, anscheinend war er gekommen, weil die Geräte wieder ausgeschlagen hatten. Kein Wunder, so sehr viel Zoey sich aufregte, doch das war ja wohl auch verständlich. Dass der Arzt ihn raus schmeißen wollte fand Lucas eigentlich gar nicht so schlimm, denn er brauchte dringend frische Luft um seinen Kopf wieder ein bisschen klar zu bekommen, doch Zoey wollte ihn hier haben und dann würde er auch nicht gehen. Zumindest noch nicht jetzt. Nicht solange sie noch so viele Fragen hatte und ihn brauchte. Wow, Zoey brauchte ihn. Wann war das wohl das letzte Mal so gewesen? Sonst war es doch eigentlich immer Lucas, der Zoeys Hilfe brauchte, doch nun war es anders herum. Ganz ungewohnt. Gespannt hörte Lucas dem Arzt zu, denn auch er wollte wissen wie es jetzt weiter ging, ob der Arzt ihnen sagen konnte wann und ob Zoey sich wieder erinnern konnte, auch, wenn er sich nicht sicher war, ob er das wollte, oder nicht. Es gab einfach viel zu viel, was passieren könnte. Was war, wenn sie sich erinnerte und dann nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte? Sie hatten sich gestritten und Lucas war echt ein Arschloch gewesen, was, wenn sie sich erinnerte, er seine beste Freundin wieder hatte und sie dann doch verlor? Oder was, wenn sie sich nie wieder erinnerte, ihn neu kennen lernte und nicht mochte? Wenn sie eine ganz andere, eine neue Zoey war und ihn nicht mehr als ihren besten Freund wollte? Was, wenn sich auf ein mal alles änderte? Was sollte Lucas dann machen? Was sollte er ohne seine beste Freundin machen? Nein, ohne Zoey konnte und wollte er sich ein Leben eigentlich gar nicht vorstellen...Hoffentlich würde alles wieder normal werden, hoffentlich...


Gewünscht hatte sich das sicher schon jeder, das man einige Erfahrungen und Bilder aus seinen Gedanken streichen konnte, doch wenn es dann wirklich so weit war, dann war das ganze gar nicht mehr so lustig. Sich an nichts erinnern zu können war die Hölle und mir wäre es lieber gewesen, wenn ich noch alles wissen würde. In meinem Leben gab es sicher nichts, was ich hatte vergessen wollen und selbst wenn ich es mir gewünscht hatte, so hatte ich mir das nicht so vorgestellt. Ich wollte meine Erinnerungen zurück, wollte wissen wer ich war und auch wer Lucas war. Wie konnte ich keine Erinnerungen mehr an ihn haben, wo er mir doch so vertraut vor kam. Es war als würde ein riesen Loch in meinen Erinnerungen klaffen und ich wusste nicht, wie ich es wieder stopfen oder reparieren konnte. Lucas erzählte mir zwar diese Dinge über mich und irgendwie klangen sie auch logisch, doch wirklich glauben oder wissen konnte ich es nicht. Verdammt, ich hasste diesen Zustand, aber wer hatte das Patentrezept wie ich wieder ich selbst wurde? Oder wollte ich das überhaupt? Was für ein Mensch war ich gewesen? Hatte ich das ganze hier vielleicht sogar verdient? Ich zerbrach mir darüber schon seit ich wach war meinen Kopf und das würde ich sicher auch noch eine ganze Weile tun. Meine größte Angst war jedoch, das meine Erinnerungen nicht zurück kamen und ich für immer so sein würde. Natürlich würde ich mich selbst neu kennen lernen, aber vielleicht würde ich nie wieder so sein, wie es ich es mal gewesen war. "Du kannst doch nichts dafür, daher muss dir das nicht leid tun. Wenn ich angefahren wurde, dann ist der Fahrer schuld...." Für einen Moment sah ich in Gedanken helle Lichter aufblitzen bevor es dunkel wurde und ich zuckte leicht zusammen. "Das ist alles nachts passiert, oder?" Es war keine richtige Erinnerung die ich hatte, eher ein Bild, das ich vor meinen Augen sah, nämlich die Lichter des Autos, das mich angefahren hatte. "Danke das du gleich nach unten gekommen bist und mir geholfen hast. Andere hätten das bestimmt nicht getan." Ich glaubte ihm das es so geschehen war, denn ich sah keinen Grund wieso er mich damit hätte anlügen sollen. Nun wurden wir jedoch vom Arzt unterbrochen, der das Zimmer betrat, denn jemand musste ja mal nach mir sehen und nach meinen Verletzungen. Am schlimmsten tat mir mein Brustkorb weh, denn bei jedem Atemzug schmerzte dieser. Lucas hatte ich am Arm fest gehalten, denn ich wollte das er hier bei mir blieb, da er mir ein Gefühl von Sicherheit gab, das ich jetzt brauchte. Meine Hand lies ich nach unten gleiten und ohne ersichtlichen Grund, schob ich meine Hand in seine. Ich brauchte den Halt, denn sicher würde mir der Arzt jetzt nichts gutes sagen. Kurz sah er sich meinen Kopf an und erklärte mir dann, das diese Amnesie von der Kopfwunde her rührte und er aber nicht sagen könnte, wie lange diese anhielt. Viele erlangten ihr Gedächtnis schon nach wenigen Stunden zurück, andere erst nach Monaten und in wenigen Fällen auch gar nicht mehr. Mein Druck auf Lucas Hand wurde etwas stärker, denn dieses Szenario wollte ich gar nicht erst durchspielen. Der Arzt erklärte, das ich soweit stabil war und das ich nach Hause könnte. Als er die Frage nach meiner Familie stellte, sah ich hilfesuchend zu Lucas, denn er wusste sicher wo sich meine Familie aufhielt. "Weißt du ob meine Eltern auch hier leben?" Denn ich konnte das Krankenhaus nur verlassen, wenn ich jemand hatte, der ein Auge auf mich warf und mir half, denn alleine würde ich laut Arzt noch nicht klar kommen. Gott, ich wollte hier raus, vielleicht an Orte, die mir halfen mir wieder zu erinnern und daher hoffte ich, das ich nach Hause konnte und man mir dort helfen konnte.


Lucas nickte. Ja, eigentlich war der Fahrer Schuld. Er hatte nicht aufgepasst und er hatte Zoey angefahren und einfach da liegen lassen. Doch trotzdem fühlte Lucas sich schuldig. Er hatte sich mit Zoey gestritten, er hatte falsch auf ihren Kuss regiert, hatte nichts gesagt und sie so vertrieben. Wegen ihm war sie überhaupt aus der Wohnung auf die Straße gerannt und wegen ihm war sie so fertig und durcheinander gewesen, dass sie nicht auf das kommende Auto geachtet hatte. Er war also keineswegs unschuldig, auch, wenn er nicht direkt am Unfall beteiligt gewesen war, denn ohne ihn wäre der Unfall bestimmt nicht passiert. Hätte er Zoey aufgehalten oder wäre ihr nachgerannt, wäre er nicht so ein Arschloch gewesen, wäre das alles nicht passiert. Dann hätte er seine beste Freundin jetzt noch, sie wäre nicht verletzt und vor allem würde sie sich an sich selbst und ihn erinnern. Wenn sie sich nie wieder erinnerte...dann hätte er schuld, dann hatte er sie getötet, auch, wenn sie nicht tot war. Doch die Zoey, die sie gewesen war, hätte er umgebracht und er würde sie nie wieder bekommen. Ja, wenn sie sich nie wieder erinnerte...Doch daran wollte Lucas gar nicht denken. Am liebsten wollte er einfach die Zeit zurück drehen, alles rückgängig machen und zu dem Moment zurück springen als sie auf dem Sofa gesessen hatten und Zoey ihn küsste. Er würde den Kuss erwidern und sie nicht gehen lassen, sie nie wieder gehen lassen, damit so etwas wie jetzt nie passieren könnte. Denn jetzt wusste er was er tun würde und, wenn Zoey sich an ihn erinnern würde, würde er ihr das auch sagen. Doch sie wusste nicht was passiert war, konnte sich an alles vielleicht nie wieder erinnern und deswegen beließ er erst mal alles wie es war. Vielleicht würde sie sich ja wieder erinnern und alles würde sich zum Guten wenden, auch, wenn es das bisher noch nie getan hatte.
Lucas sah wie Zoey zusammen zuckte und blickte sie an. "Ja, ich weiß nicht mehr genau wie spät es war, aber es war nachts", antwortete er. Konnte sie sich wieder erinnern? Zumindest an einen Teil, einen Ausschnitt? "Ist doch selbstverständlich, ich hätte dich da doch nicht einfach liegen lassen können. Besonders, weil der Fahrer einfach abgehauen ist", erklärte Lucas ehe der Arzt den Raum betrat. Erst bemerkte er gar nicht, dass Zoey seine Hand in ihre genommen hatte, denn er konzentrierte sich auf das, was der Arzt zu sagen hatte, doch dann bemerkte er ihre Hand und musste lächeln. Es war schön, auch, wenn es nur eine dezente Berührung war, auch, wenn Zoey sich nicht an ihn erinnerte, denn er merkte, dass sie sich an ihm fest hielt und das Gefühl war echt schön.
Der Arzt untersuchte Zoey, sah sich ihren Kopf an und sagte, dass die Amnesie von einer Kopfverletzung stammte. Sie konnte noch anhalten, aber auch schon bald wieder vorbei gehen, was Lucas nicht wirklich weiter half und auch Zoey nicht zu helfen schien. Der Arzt hätte wohl auch gar nichts sagen können, doch er konnte ja nichts dafür, dass er auch nicht wusste wann sie sich wieder erinnern würde. Ob sie sich wieder erinnern würde. Keine von ihnen konnte etwas daran ändern, sie konnten nur hoffen und warten...Doch eine gute Sache sagte der Arzt, denn Zoey war stabil, sie konnte nach Hause. Nur die Frage, die darauf folgte, gefiel Lucas so gar nicht. Wie sollte er seiner besten Freundin sagen, dass ihre Eltern nicht mehr lebten? Zwar konnte sie sich nicht an sie erinnern, aber trotzdem...das war bestimmt nichts, was er ihr unbedingt sagen wollte, doch er kam auch nur darum herum, weswegen Lucas beschloss es einfach gerade heraus zu sagen. "Nein, sie sind vor ein paar Jahren gestorben", antwortete Lucas schweren Herzens und blickte Zoey an. "Aber du könntest zu mir kommen, wenn du möchtest", bot er an, denn das war das mindeste, was er machen konnte. Vielleicht erinnerte sie sich ja an etwas, wenn sie seine Wohnung sah? Immerhin hatten sie darin schon so einiges erlebt, auch, wenn vieles davon nicht besonders schön war.


Wie es wirklich zu dem Unfall gekommen und was davor passiert war, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Das einzige was ich nun vor Augen hatte waren die Scheinwerfer des Autos, das mich angefahren hatte und je länger ich mir das Bild vor Augen führte, desto mehr konnte ich auch erahnen, was für ein Auto es gewesen sein musste. "Es ist wirklich seltsam, das ich mich nur noch an die Scheinwerfer erinnern kann. Wahrscheinlich habe ich nicht aufgepasst als ich gegangen bin, oder?" Anders war es für mich nicht zu erklären, denn normalerweise sah man ja Autos die heran nahten bzw. man konnte sie hören. Der ganze Unfall war für mich ein Mysterium und ich hoffte, das man den Kerl der das getan hatte irgendwie finden und festnehmen konnte. Vielleicht kamen ja auch irgendwann meine Erinnerungen daran zurück und anhand dessen konnte man ihn finden. Doch nun war erst einmal der Arzt anwesend und während er mich durchcheckte hielt ich einfach nur still. Gut tat mir dabei, das ich Lucas Hand halten konnte, was mir zeigte, das er irgendwie für mich wichtig sein musste. Doch warum? Waren wir wirklich nur Freunde, wie er gesagt hatte? Oder war da mehr? Verdammt, ich wollte mich doch nur erinnern und jedes Mal wenn ich es versuchte rannte ich innerlich gegen eine Mauer, sodass ich nicht mehr weiter kam. "Das bedeutet das selbst sie mir nicht sagen können wann ich mich wieder erinnern kann?" Na das waren ja finstere Aussichten, wenn nicht mal ein Arzt mir dazu etwas sagen konnte. Ich musste also warten, und irgendwie hatte ich das Gefühl das Warten nicht zu meinen Stärken zählte. Seufzend sah ich auf meinen gegipsten Arm herunter und ich verstand, wieso ich nicht einfach alleine sein konnte. Der Alltag, was immer ich auch machte, würde dadurch erschwert werden und außerdem waren meine Rippen geprellt, was ebenfalls kein Spaß war. Solche Schmerzen wünschte ich niemandem, auch wenn ich es mir nach außen hin nicht ansehen ließ. "Meine Eltern sind tot?" Ok, das war nun ein wirklicher Schock, denn an sowas musste man sich doch erinnern können. Vor allem wenn es so wie er es sagte schon von Jahren passiert war. Leicht schüttelte ich meinen Kopf und Tränen bildeten sich in meinen Augen, denn ich hasste diese ganze Situation hier gerade. Ich war hilflos ausgeliefert und fand keinen Weg zurück zu den Erinnerungen, die ich so sehr brauchte. Als Lucas jedoch meinte, das ich bei ihm bleiben konnte, da sah ich zu ihm auf und lächelte ihn dankbar an. "Danke, das ist lieb von dir: Aber ich möchte dir nicht zur Last fallen oder sowas." Ich wusste ja nicht, in wie weit ich alles alleine tun konnte und ich wollte ihn auch nicht damit aufhalten, das er mir helfen musste. Doch was hatte ich sonst noch für eine Wahl? Eltern hatte ich anscheinend keine mehr und wenn ich nicht zu Lucas ging, dann würde ich hier im Krankenhaus fest sitzen. Was für eine frustrierende Situation! Für einen Moment ließ ich Lucas Hand los um mir selbst durch die Haare zu fahren, wobei ich mir eine Strähne meines Haares um den Finger wickelte, was eine Angewohnheit von mir war, von der ich aber im Moment selbst nichts mehr wusste.



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