--- Im Krankenhaus ---

Langsam öffnete Taylor die Augen. Mann, was tat ihm der Kopf weh... Was war passiert und wo war er? Und hell war es hier... Als seine Augen sich an das licht gewöhnt hatten, realisierte er, dass er in einem Krankenhaus war. Neben ihm piepsten leise Apparate vor sich hin.
"Was zum Teufel...?" dachte er.

Sie stand gerade im Raum, kontrollierte seine Werte und die Funktionsfähigkeit aller Geräte. Gerade kritzelte sie auf dem Klemmbrett herum, da bemerkte sie sein leises stöhnen. Er öffnete die Augen. Sofort ging sie um sein Bett herum, blickte noch ein letztes Mal prüfend auf den Monitor neben seinem Bett. Sein Herz schlug etwas schneller, seine Werte schienen aber den Normalzustand zu erreichen. Wow, er war wach.
Sie lächelte.
"Hallo, hören Sie mich?"
Fragte sie mit sanfter Stimme. Sie wollte ihn weder erschrecken, noch aufregen. Scheinbar wusste er nicht einmal wo er sich befand.
"Sie hatten einen Autounfall. Können Sie sich daran erinnern?"
So hoffte sie nun, dass dies nicht zu viele Fragen auf einmal gewesen sind. Schließlich war er gerade aus einem 3 Monatigen Koma erwacht. Die anderen Ärzte wollten ihn schon aufgeben. Totes Stück Fleisch...doch Grace glaubte daran, dass er wieder erwachen würde, dass sein Innerstes so stark war und irgendwie schon wieder den Weg nach draußen finden würde. Jetzt endlich war es soweit. Er war wach..

Taylor versuchte zu sprechen, aber alles was er heraus brachte, war ein leises Krächzen. Langsam stieg Panik in ihm hoch - wieso konnte er nicht sprechen? Er wollte den Arm heben, doch der war schwer wie Blei. Sein Puls beschleunigte sich. Dann sah er sie. Wer war das und viel schlimmer: wieso verstand er kein Wort, dass sie sprach??

"Können sie mich hören?"
Sagte sie ein weiteres mal, diesmal etwas lauter. Ein piepen im Hintergrund verriet ihr, er wurde nervös. Und das durfte er nicht werden. Er musste sich beruhigen.
"Sie haben sehr viele Verletzungen davon getragen, beruhigen sie sich."
Sie reagierte nun doch, das wurde ihr zu heikel. Also spritzte sie ihm etwas Beruhigungsmittel. Genug um sein Herz zu stabilisieren aber nicht zu viel, um ihn wieder ins Koma zu versetzen. Leise seufzte sie und hob ihre Hände. Dabei sah sie, dass er die Augen in den Hinterkopf drehte. Er wurde schläfrig. Umso besser. Denn gleich würde sie ihren Vorgesetzten, einen Oberarzt rufen müssen, welcher ihm die Sonde aus dem Hals ziehen musste. In den letzten 3 Monaten wurde er künstlich ernährt und beatmet. Kein Wunder, dass er dagegen nun, im reellen Zustand, nun ankämpfte...

Als Taylor das nächste mal die Augen öffnete, fühlte er sich besser, bis auf das Kratzen im Hals. Er räusperte sich und probierte ein leises "Hallo?" Seine stimme hörte sich fremd in seinen eigenen Ohren an, aber wenigstens kamen Worte aus seinem Mund.
Er versuchte sich aufzusetzen. Den Schmerz in seinem linken Bein musste er ignorieren, denn er musste jemanden finden, der ihm sagen konnte, was er hier machte und wo seine Brüder und Schwester waren. Als die Beine endlich aus dem Bett hingen, wurde ihm vor Anstrengung beinah schwarz vor den Augen. "Ich darf nicht wieder einschlafen!" murmelte er leise. Dann erschrak er beim Anblick der langen, roten Narbe, die sich von unterhalb seines Knies am Bein hoch zog. Er hob sein krankenhaushemd und sah, dass sie erst an der Hüfte endete. Vorsichtig, dennoch fasziniert, fuhr er mit dem Finger daran entlang.

"Finden Sie das ist eine gute Idee?"
Erklang eine stimme aus der anderen Ecke des Zimmers, bei der Tür. Grace stand dort, minderbegeistert von seinem jetzigen Tuen.
"Bitte bleiben Sie liegen. Sie sind noch nicht so weit aufzustehen. Noch lange nicht."
Schon eilte sie zurück an sein Bett und half ihm vorsichtig seine Beine wieder aufs Bett zu verfrachten. Sie blickte an dem jungen Mann hoch. Es freute sie zusehenst, dass er sich erholt hatte. Sein Gesicht glühte nun wieder in einer normalen Hautfarbe und nicht mehr in diesem Leichenblassen Ton. Das leichte rot seiner Wangen stand ihm viel besser. Außerdem sah sie nun zum ersten mal wie Blau seine Augen eigentlich leuchteten. Wenn sie noch vor ein paar Tagen nach der Reaktion seiner Pupillen geschaut hatte waren sie eher blass Blau, wenig schimmernd. Ein hübscher Mann, doch das fand sie schon lange. Eher schon seitdem sie seinen fast toten Körper im Krankenwagen auf dem weg vom Unfallort ins Krankenhaus versucht hatte wiederzubeleben.
"Sie haben bestimmt eine Menge fragen..."
Fügte sie nun leise hinzu, ihre Gedanken an die Vergangenheit abschüttelnd.
"Zuerst einmal, ich bin Dr. Grace Mitchells."

Als sie ihm ins Bett half, wollte er sich erst wehren, doch gegen ihre Bestimmtheit und kraft hatten seine kaum noch vorhandenen Muskeln keine Chance, also fügte er sich und legte sich zurück aufs Bett. Nach kurzem Schwindel, der ihn die Augen für einen Moment schließen ließ, sah er sich die Dame vor sich genauer an. Die schwarzen Haare glänzten und ihre Augen funkelten ihn mahnend an. Der Kittel stand ihr ausgesprochen gut, dennoch fiel ihm spontan ein, wie gut sie in Lederstiefeln und Peitsche aussehen würde. "Was zur Hölle denke ich da?" dachte er.
"Ja", sagte er, "was ist passiert und wo ist meine Familie? Und wo bin ich?"
Er musste husten, weil nur wenige Worte bereits genug für seine trockene, zu lange ungenutzte stimme waren.

Sie biss sich auf die Unterlippe, hatte sie seinen mehr als eindeutigen Blick wohl gesehen. Sofort als sie bemerkte wie krächzend seine stimme zum Schluss ausklang gab sie ihm sein Wasser, welches ständig neben seinem Bett auf dem Tisch stand.
"Trink etwas."
Bei dem, was sie ihm sagen würde müsste er allerdings lieber puren Wodka in dem Becher haben als Wasser.
"Du...."
Sie ging einfach davon aus, dass sie ihn nun dutzen durfte. Schließlich war er nur ein paar Jahre älter als sie.
"Du bist im Krankenhaus von New Orleans. Laut deinem Personalausweis konnten wir feststellen, dass du aus Tulsa in Oklahoma kommst...deine Eltern, so wie deine Geschwister kamen jede Woche, um dich zu besuchen..."
Sie wusste wer er war, musste allerdings vor einigen Wochen erstmal durch tv und Zeitung darauf gestoßen werden.
"Kannst du dich daran erinnern mit deinen zwei Brüdern Zac und Isaac unterwegs gewesen zu sein?"
Fragte sie nun vorsichtig nach. Wie sie so etwas hasste...

Dankbar trank er einen Schluck Wasser.
"Ja, ich denke, ich erinnere mich", sagte er. "Wir sollten von New Orleans nach Hause fliegen, aber das Wetter war so schlecht, dass unser Flug gestrichen wurde. Es regnete und hat gestürmt. Also haben wir uns einen Mietwagen genommen, um irgendwie nach Hause zu kommen. Ich weiß noch, dass es ein Range Rover war. Zac wollte fahren..." Er überlegte. "Das ist alles. Mehr weiß ich nicht." Er seufzte. "Jetzt sag mir bitte endlich was passiert ist!"

Sie seufzte und nickte dazu.
"Das ist richtig. Zac saß am Steuer, du auf dem Beifahrersitz und dein älterer Bruder Isaac hinter Zac."
Sie begann, war sie das ganze immer und immer wieder durchgegangen. Genug zeit hatte sie ja und in den Medien wurde Apples verbreitet. Halbwahrheiten, Falschwahrheiten. Alles, nur nie das richtige.
"Ihr seit eine Landstrasse lang Gefahren und kamt irgendwie ins Schleudern. Dann seit ihr von der Straße angekommen und durch die Leitplanke die Böschung hinab..."
Genau wie sie es rekonstruiert hatte. Sie musste es ihm sagen bevor er es durch die Medien eh erfahren würde und dann wahrscheinlich nur halb richtig.
"Es war ein Wunder, dass du überlebt hast."
Murmelte sie schließlich nur und hoffte er würde darauf kommen was sie damit sagen wollte ehe sie es selber aussprechen musste...

"Was ist mit Zac und Ike?" Sein Brustkorb schnürte sich vor Angst vor der Antwort auf diese Frage zu. Wenn sie ok waren, wieso waren sie dann jetzt nicht bei ihm?

"Sie...haben es nicht geschafft..."
Murmelte sie letztlich schweren Gemüts. Sanft biss sie sich auf die Unterlippe. Es war immer schwer solche Bekundungen zu geben, doch hier war es am schwersten bis jetzt. Noch nie hatte sie so mitgefühlt.
"Sie haben es noch bis ins Krankenhaus geschafft...wie du....doch dann Unterlagen sie ihren Verletzungen...Sie waren zu tief, haben zu viel Blut verloren.."
Sanft Strich sie über seine Schulter, musste nun selber mit den Tränen kämpfen.
"Es tut mir so leid."

"Was?!" Er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen. In seinen Ohren rauschte und klingelte es. Zwei der wichtigsten Menschen in seinem Leben sollten einfach so weg sein? "Das kann nicht sein, da muss ein Fehler unterlaufen sein! Ich muss sofort nach Hause!" Er versuchte, vom Bett aufzustehen, aber seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Er krallte die Hände ins Bettlaken und flehte sie an: "Bitte hilf mir!"

"Taylor!"
Schreckhaft streckte sie ihre Hände nach ihm aus. Wäre er weiter geklettert wäre er aus dem Bett gefallen. Sofort eilte sie ums Bett herum und stützt ihn, half ihm im Bett liegen zu bleiben. Sie fühlte seinen Schmerz, blickte in seine von Trauer geprägten Augen. Genauso konnte sie sich denken, dass er verwirrt war, dass er dachte dies wäre nur ein richtig schlechter Scherz und gleich würden seine Brüder um die Ecke ins Zimmer blicken, ein Fettes Grinsen im Gesicht.
Doch so war es nicht....
"Bitte bleib liegen. Dein Körper erholt sich nur langsam. Dein Bein war gebrochen...mehrfach. Taylor du hast riesiges Glück gehabt."
Sie blieb etwas auf Abstand, ihre Hand lag lediglich auf seiner Schulter. Zu nah kommen wollte sie ihm nicht obwohl sie ihn liebend gern in den Arm genommen hätte. Aber ihr Job hatte sie gelehrt lieber kälter dem gegenüber zu sein sonst würden sie die vielen Schicksale in diesen vielen Räumen irgendwann verrückt machen. Allerdings hatte sie zuvor noch nie mit jemandem so mitgefühlt wie mit Taylor..