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"Ich glaube dieses Mal brauchst du mehr als nur einen Kaffee um mich herum zu bekommen." Inzwischen waren wir im Wohnzimmer angekommen und ich hatte das Handtuch und seine Klamotten gegen einen der Becher eingetauscht, mit dem ich mich auf gleich aufs Sofa sinken ließ. Auch wenn ich nicht draußen gewesen war, so fühlte sich alles außerhalb meines Bettes ziemlich kalt an und daher zog ich auch gleich eine der flauschig warmen Decken über mich, sodass es etwas besser wurde. Während Lucas sich umzog lag mein Blick auf dem Becher, den ich leicht in meinen Händen hin und her drehte. Vielleicht musste ich ihm einfach mal wieder eine Standpauke darüber halte was Freundschaft eigentlich bedeutete. Das war fast wie in einer Ehe, denn man ging ebenfalls gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten, wobei man immer füreinander da war. Er jedoch schien mich von den schlechten Zeiten fern halten zu wollen, obwohl er sich eigentlich denken konnte dass das nichts brachte. Wir waren nun schon solange die besten Freunde und wir hatten uns gegenseitig schon durch sehr schwere Zeiten geholfen, auch wenn diese bei ihm schon seit einigen Jahren anhielten. Trotzdem stand ich zu ihm, denn dafür waren Freunde schließlich da. Doch wie konnte ich für ihn da sein, wenn er mich auf die lange Bank schob? Lucas schien sich nun umgezogen zu haben, denn ich spürte wie das Polster neben mir absackte und so wendete ich ihm meinen Blick zu. "Es geht. Ich denke der Kaffee wird gleich sein übriges dafür tun, das ich es nicht mehr bin." So nahm ich vorsichtig einen Schluck aus dem Becher, denn ich hatte sonst immer das Talent mir die Zunge zu verbrennen, da ich es so eilig hatte. Doch nicht heute. Seufzend lehnte ich mich zurück und warf dabei mit meiner freien Hand die Decke auch über ihn, denn mit kaltem Regen war einfach nicht zu spaßen. "Und wie geht's dir? Die Wahrheit bitte und keine Lügenmärchen. Du weißt ich kann es dir an der Nasenspitze ansehen wenn du mich anlügst." Gut an der Nasenspitze konnte ich es nicht direkt erkennen, aber ich wusste es einfach wenn er mich anlog, ganz besondere wenn es um seinen Gesundheits- und Gefühlszustand ging. Doch trotz allem hatte ich ihn vermisst und ich war froh das er denn Weg hier her eingeschlagen hatte.


Lucas war klar, dass es eigentlich sinnlos war Zoey seine Probleme verheimlichen zu wollen. Dazu kannte sie ihn viel zu gut und konnte ihn viel zu gut durchschauen, denn jedes Mal, wenn er sie anlog, merkte sie es sofort. Dabei machte er es ja eigentlich nicht um ihr weh zu tun oder ein schlechter Freund zu sein, sondern damit sie sich nicht unnötig Sorgen um ihn machte sondern sich anderen, wichtigeren, Dingen widmete. Immerhin hatte sie auch selbst genug zu tun und Lucas wollte ihr nicht zur Last fallen, auch, wenn ihm eigentlich klar war, dass das Schwachsinn war. Schließlich war er auch für sie da, wenn sie seine Hilfe brauchte, denn genau dafür waren beste Freunde ja da... Mit dem Kaffee in der Hand setzte sich Lucas neben Zoey aufs Sofa und trank noch einen Schluck. Das heiße Getränkt tat echt gut, denn so wurde ihm nicht nur ein bisschen wärmer, sondern er wurde auch wacher und merkte erst wie müde er eigentlich gewesen war. Das hatte er in den letzten Tagen erfolgreich ignoriert, aber jetzt, wo er nicht durch die Gegend von einem Termin zum nächsten rannte, konnte er es nicht mehr als unwichtig abstempeln.
"Nächstes Mal sollte ich wohl bescheid sagen, bevor ich so früh zu dir komme, oder?", fragte er und trank noch einen Schluck von seinem Kaffee ehe er den auf dem kleinen Tisch abstellte und sich kurz durch die, noch immer nassen, Haare fuhr. "Es geht so", antwortete Lucas ehrlich, denn er wusste, dass Zoey es wirklich merken würde, wenn er log, auch, wenn sie es ihm nicht wirklich an der Nasenspitze ablas. Doch nach den ganzen Jahren, die sie nun schon befreundet waren, kannte sie ihn einfach viel zu gut um das nicht zu bemerken. "Ich hab einfach ein bisschen viel gearbeitet in letzter Zeit... Wie geht es denn dir so?", gab er die Frage zurück ehe er sich wieder seinen Kaffee nahm und erneut einen Schluck trank.


Das er dies hier alles nicht mit Absicht tat um mir weh zu tun, das wusste ich natürlich, aber trotzdem war es ein komisch Gefühl für mich, das er nicht mit mir über seine Probleme sprach. Seit wir uns kannten und auch verstanden hatten wir uns alles erzählt, egal was es gewesen war. Sogar Dinge, die man schon als peinlich bezeichnen konnte, aber wir hatten immer gewusst das der jeweils andere nicht darüber lachen würde und wenn dann nur ganz kurz. Doch seit Allisons Tod hatte Lucas sich verändert und an manchen Tagen war es schwieriger mit ihm als an anderen. Oft war ich fast verzweifelt weil ich einfach nicht an ihn heran gekommen war, aber selbst das gehörte in einer wahren Freundschaft dazu. Ich suchte nicht das weite, nur weil es mal Probleme gab oder schwierige Zeiten, nein, ich stand sie gemeinsam mit ihm durch und das tat ich auch immer noch. "Du weißt das du zu jeder Zeit hier her kommen kannst. Egal wie früh oder spät es ist." Meine Müdigkeit war zwar noch nicht ganz verschwunden, aber der Kaffee hellte mein Gemüt etwas auf, sodass ich nicht mehr ganz so verschlafen drein blickte. Nach einem weiteren Schluck aus meinem Becher stellte ich diesen ebenfalls vor mir auf den Tisch, denn so konnte ich ihm einfach besser zu hören und es sah nicht so aus als würde ich mich an den Becher klammern. "Das du viel gearbeitet hast, das habe ich bemerkt. Aber Luc, du weißt das du dich nicht nur in der Arbeit verstecken kannst. Du darfst nicht vergessen zu Leben und Spaß zu haben. Und du darfst nicht vergessen was wichtig ist." Ich wusste dass es sich in der Theorie leichter anhörte als es in der Praxis nachher war, aber er wusste auch das ich damit recht hatte. Es wurde nicht besser wenn er sich nur vergrub, aber egal was er tat, ich würde mir so oder so Sorgen um ihn machen. "Mir? Wenn ich mich mal nicht mit meinen unfähigen 'Klienten' herum schlagen müsste, dann würde es mir besser gehen. Zum Glück habe ich heute keine Termine und alle Zeit der Welt." Eigentlich hatte er damit auch Glück, denn würde ich heute Arbeiten, dann wäre ich auch gar nicht zu Hause gewesen. "Luc? Kannst du mir etwas versprechen?" Abwartend sah ich ihn an bevor ich fort fuhr. "Versprich mir das du mich nicht mehr auf die lange Bank schiebst. Du weißt das ich für dich da bin und das schließt auch mit ein, wenn es dir schlecht geht. Du belastest mich damit nicht und ich mache mir mehr Sorgen, wenn ich nicht weiß was los ist. Also?"


"Ja, weiß ich", sagte Lucas ruhig und lächelte Zoey leicht an. Natürlich wusste er, dass er im Notfall immer mit ihr reden und ihr vertrauen konnte und sie immer ein offenes Ohr führ ihn hatte, doch trotzdem kam er dann trotzdem nicht zu ihr. Wieso wusste er selbst nicht recht, denn eigentlich machte das gar keinen Sinn, immerhin hatte man ja gerade dafür Freunde. Früher wäre es für Lucas wahrscheinlich kein Problem gewesen mit Zoey über alles in seinem Leben zu reden, doch nachdem Allison sich umgebracht hatte, hatte er sich verändert. Allison war die Liebe seines Lebens gewesen und er hatte nicht gewusst, dass sie Selbstmordgefährdet war bis es zu spät war und er ihr nicht mehr helfen konnte. Deswegen machte er sich noch immer Vorwürfe. Hatte er ihr nicht richtig zugehört? Hatte er sie nicht genug beachtet? Hatte es Anzeichen gegeben? Hatte sie ihn um Hilfe gebeten und er hatte es nicht gemerkt? Er würde es nie raus finden, denn jetzt war Allison tot und konnte ihm keine der Fragen beantworten, die ihm immer wieder durch den Kopf gingen und nicht ruhig schlafen ließen. Sie war tot und hatte dabei ein Stück von ihm mitgenommen, weswegen Lucas einfach nicht mehr der Gleiche war, so sehr er auch versuchte das Ganze hinter sich zu lassen.
"Ich weiß, aber das ist leichter gesagt als getan", er wusste, dass er dazu neigte sich in seine Arbeit zu stürzen um sich abzulenken und vor seinen Problemen weg zu rennen und er wusste auch, dass es nicht half viel zu arbeiten, denn früher oder später würde ihn auch das nicht mehr ablenken sondern nur noch mehr auslaugen. "Stimmt, deswegen bist du auch zuhause", stellte Lucas fest, der jetzt erst bemerkte, dass es ja mitten in der Woche war und Zoey eigentlich arbeiten müsste. Wahrscheinlich brachte es ihn einfach durcheinander, dass er selbst heute frei hatte. "Ich werds versuchen", er wollte sie nicht belügen, denn versprechen konnte er das nicht, immerhin wusste er, dass er einfach dazu neigte das immer wieder zu machen und es gar nicht mit zu bekommen.


Für mich war das ganze damals auch nicht leicht, denn immerhin waren Allison und ich Freundinnen gewesen und auch mich hatte es getroffen, als wir plötzlich die schreckliche Nachricht erhalten hatten. Außerdem war ich es gewesen, die Lucas nach seinem Selbstmordversuch gefunden und ins Krankenhaus geschleppt hatte. Wenn ich heute daran zurück dachte, so hatte ich wahrscheinlich noch nie so viel Angst in meinem Leben empfunden und würde es wahrscheinlich auch nie wieder. Die Angst zu spät gewesen zu sein, sodass ihm keiner mehr hätte helfen können. Aber das Glück war auf meiner Seite gewesen und so hatten sie Lucas retten können. Doch seit dem war alles anders. Gab er vielleicht mir die Schuld daran ihn gerettet zu haben? Er hatte sterben wollen und ich hatte ihn einfach nicht gelassen und nun musste er mit dem Schmerz leben und das für immer. Aber ich hatte, für mich, das richtige getan, denn zusehen wie er stirbt, das hätte ich einfach nicht können. So waren wir immer noch gute Freunde, aber diese Leichtigkeit, die früher zwischen uns geherrscht hatte, die fehlte nun einfach. Viel zu oft lies er sich hinunter ziehen und vergrub sich ganz, was eigentlich genau der falsche Weg war. Und so wie er sich fühlte, im Bezug auf Allison, so machte ich mir Sorgen um ihn, das es doch noch einmal passieren könnte und ich hatte Angst, das ich es nicht mit bekam, eben weil er nicht mit mir sprach. Sollte er also nicht wissen wie ich mich fühlte? "Ja ich weiß dass das leichter gesagt als getan ist. Aber wenn du es nicht versuchst, dann kann es auch nichts werden. Wann waren wir beide das letzte Mal zusammen weg? Einfach in der Stadt? Oder im Kino? Fehlt dir das gar nicht?" Leicht wickelte ich eine Strähne meines braunen Haares um meinen Finger und sah ihn dabei unentwegt an. Das er mir nichts versprach, das hätte mich fast wieder aufseufzen lassen, denn ich hatte manchmal das Gefühl, als wolle er es nicht mal versuchen. Aber wenigstens war er ehrlich und log mir nicht das blaue vom Himmel in meine Tasche. Meinen Kopf lehnte ich nun gegen seine Schulter und sah gerade aus zum Fenster hinaus, wo man die Regentropfen an der Scheibe sehen konnte. Es war nicht leicht, aber er würde mich nicht los werden, denn das Wort 'Aufgeben' gab es einfach nicht im meinem Vokabular.


Lucas wusste wie sehr Allisons Suizid auch Zoey mitgenommen hatte und manchmal fragte er sich wieso sie mittlerweile besser damit umgehen konnte als er. Immerhin war Allison eine gemeinsame Freundin gewesen und deswegen nicht mehr oder weniger wichtig für Zoey oder ihn. Sie konnte wahrscheinlich einfach besser damit abschließen als er, obwohl es für sie auch schwer sein musste zuzusehen wie schlecht es ihm damit ging. Immerhin war sie es gewesen, die ihm zugesehen hatte wie es ihm immer schlechter ging und sie war es auch gewesen, die ihn mit aufgeschnittenen Pulsadern gefunden und in ein Krankenhaus gebracht hatte. Er wünschte, dass sie das nicht hätte miterleben müssen, dass sie ihn nicht gefunden hätte. Nicht nur, weil er dann wahrscheinlich nicht mehr leben würde, sondern einfach, weil sie das dann nicht hätte sehen müssen. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn er gestorben wäre und er ihr die Situation so hätte ersparen können, auch, wenn er eigentlich froh war, dass sie ihn gefunden hatte und er noch lebte. Zumindest meistens. Am liebsten wäre Lucas die Depressionen einfach los und es frustrierte ihn nur noch mehr, dass sich das als nicht so einfach herausstellte wie er das gerne hätte. Wenn sie einfach weg wären hätte er jetzt all diese Probleme nicht und er würde auch Zoey keine Sorgen machen...Es wäre einfach alles wie Früher, als die Welt noch einfacher und unkomplizierter war. Doch die Zeit ließ sich schließlich nicht zurück drehen.
"Doch, tut es", er war sich auch nicht sicher, wieso sie so etwas nicht mehr machten. Wieso er sich lieber zurück zog anstatt sein Leben zu genießen und etwas mit Zoey zu unternehmen, doch meistens fühlte er sich dazu einfach nicht in der Lage. "Es wird schon alles irgendwie besser", meinte er. Das hoffte er wirklich, denn so konnte es auf keinen Fall noch lange weiter gehen.


Der Grund wieso ich besser damit umgehen konnte als er war, das ich damit einfach abgeschlossen hatte. Das Leben musste weitergehen, es hatte keinen Sinn sich zu vergraben und dahin zu vegetieren, denn das Leben gehörte nun mal den Lebenden und im Tod würden wir alle wiedersehen. Damals war es eine harte Zeit für mich gewesen als meine gesamte Familie auf einmal ums Leben kam, den Großeltern oder Tanten hatte ich nicht gehabt. Ich war von einem Tag auf den nächsten auf mich alleine gestellt gewesen und Lucas war an meiner Seite gestanden und hatte mir da durch geholfen. Mit der Zeit hatte ich gelernt damit umzugehen und auch wenn ich sie heute immer noch vermisste, so wusste ich, das sie mich geliebt hatten und es immer noch taten. Das war eine Tatsache, die mir keiner nehmen konnte. Und genau dieses Wissen besaß Lucas nicht. Er wusste nicht, wieso Allison diesen dramatischen Schritt gewagt und sich das Leben genommen hatte. Sicher fragte er sich, ob er sie genug geliebt hatte, oder ob es zu wenig gewesen war. Hätte er sie abhalten können, wenn er etwas anders getan hätte. Diese Fragen quälten ihn und selbst ich wusste nicht wie ich ihn dort wieder hinaus holen konnte. Er hatte mit Allisons Tod einfach nicht abgeschlossen, ich schon. Natürlich fragte auch ich mich nach dem Warum und ob ich ihr hätte helfen können, aber die Wahrheit war, das sie schwach gewesen war. Kein Mensch der Willenstark war würde sich das Leben nehmen, aber soetwas würde ich vor Lucas nie erwähnen. Er hatte schon genug zu kämpfen und es war meine Aufgabe ihm dabei zu helfen diesen Kampf zu gewinnen. "Irgendwie klingt gar nicht so schlecht und ich finde, wir sollten schon heute damit anfangen." Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte ich mich auf und sah ihm in die Augen. "Raus können wir zwar nicht, aber was würdest du von einem Star Wars Marathon halten. Wir könnten uns später Pizza bestellen und gemeinsam auf der Couch rumlungern, so wie wir das früher immer getan haben. Nur du und ich und die besten Filme aller Zeiten." Ich hoffte natürlich das ihm die Idee gefallen würde, denn natürlich wollte ich ihn damit auch etwas von seinen dunkeln Gedanken ablenken und vielleicht hatte ich ja Glück und es funktionierte.


Am liebsten würde Lucas auch einfach damit abschließen können. Das Ganze einfach hinter sich lassen. Immerhin war Allison jetzt schon lange tot und sich die ganze Zeit darüber Gedanken zu machen und ihr hinterher zu trauern zog Lucas nur noch unnötig mehr herunter. Er wusste, dass es ihm nichts brachte weiter darüber nach zu denken, immerhin konnte er es sowieso nicht mehr ändern. Allison war tot und, wenn er die Ganze Zeit über das Warum nachdachte brachte ihn das auch nichts. Doch es war leichter gesagt als getan das einfach hinter sich zu lassen und abzuschließen. Er hatte sie geliebt, sehr sogar und er hatte keine Ahnung gehabt, dass es ihr so schlecht gegangen war. Deswegen war ihr Tod auch so ein Schock für ihn gewesen...Wahrscheinlich hatte er einfach die Augen vor der Wahrheit verschlossen und es nicht wahr haben wollen, dass es ihr schlecht ging und deswegen nichts gemerkt. Wahrscheinlich konnte sie sich anderen gegenüber genau so gut verschließen wie er. Doch trotzdem machte er sich Gedanken darüber, immerhin hatte er sie gut gekannt und die Personen, die ihn gut kannten, wussten auch immer wie es in ihm wirklich aussah. Deswegen wusste Zoey auch immer sofort, dass er log, wenn er ihr nicht ehrlich sagte, dass es ihm nicht gut ging.
"Klingt nach einer guten Idee", meinte er lächelnd. Lucas liebte die Star Wars Filme schon seitdem er ein Kind war und Zoey wusste das genau, immerhin mochte sie sie mindestens genau so sehr wie er. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er sie das letzte Mal gesehen hatte und wirklich wollte er das auch nicht. Wahrscheinlich war es mit Allison gewesen, doch er wollte nicht daran zurück denken und damit die Stimmung versauen. "Hast du Popkorn da?"


Vielleicht würde er das ja auch eines Tages schaffen, aber wann es soweit war, das stand noch in den Sternen. Auch wusste ich nicht wie ich ihm dabei helfen konnte, denn selbst wenn er mir erzählte was los war, so musste er es auch wollen, das es besser wurde. Ich konnte ihm dabei fiel erzählen, aber wenn er selbst nicht daran glaubte, dann brachte das alles nichts. Schon mehr als einmal hatte ich ihm versucht klar zu machen das niemand Allison hätte helfen können, denn sie hatte niemand hinter ihre Fassade blicken lassen. Am Abend bevor sie sich das Leben genommen hatte war sie so wie immer gewesen und nichts hatte darauf hingewiesen, was sie in der Nacht nachdem sie nach Hause gegangen war tun würde. Sie war eine perfekte Schauspielerin und hatte uns alle getäuscht, was wiederrum bei mir die Frage aufwarf wie sehr sie Lucas wirklich geliebt hatte. Zwar sagte er das sie seine große Liebe gewesen war, aber niemand hatte auch bewiesen das es ihr dabei genauso ging. Erzählte man seiner großen Liebe nicht alles? Vor allem solche Dinge, wenn es einem Schlecht ging sodass man füreinander da sein konnte. Aber diese Sachen behielt ich ebenfalls für mich, denn das war nichts was er hören sollte oder musste. Vielleicht fand ich irgendwann einen Weg ihm zu helfen, aber fürs erste war ich einfach nur seine beste Freundin, die für ihn da war. Mein Lächeln wurde breiter, da ihm die Idee zu gefallen schien und sofort sprang ich auf und ging zum DVD Regal. Natürlich hatte ich die ganze Reihe auf DVD, denn das war einfach ein Muss und ohne ging es nicht. "Na dann fangen wir doch bei I an und arbeiten uns dann vor." Ich reichte ihm die DVDs, damit er sich darum kümmern konnte. "Popcorn, Chips, Schokolade - alles was dein Herz an Süß und Salzig begehrt." Somit verschwand ich in die Küche und kam erst nach einigen Minuten zurück mit einer großen Schüssel Popcorn, einer Türe Chips, Schokolade, Gummibärchen und natürlich etwas zu trinken. Pizza konnten wir uns dann bestellen wann es an der Zeit war, denn jetzt war es noch viel zu früh dafür. Ich ließ mich wieder neben Lucas auf das Sofa sinken und konnte nicht anders als meine Hand kurz auf seine zu legen und diese zu drücken. "Es ist schön das du hier bist."


An den Abend bevor Allison sich das Leben genommen hatte wollte Lucas lieber gar nicht denken. Viel zu gut konnte er sich noch an das erinnern, was er eigentlich lieber vergessen wollte. Sie war fröhlich gewesen, hatte gelacht und ehrlich glücklich gewirkt. Niemand hatte es ihr angemerkt wie schlecht es ihr ging und was sie vor hatte. Niemand hätte damit gerechnet, dass sie sich das Leben nehmen wollte. Vor allem Lucas nicht. Dabei hatte er sie so gut gekannt, immerhin waren sie da schon eine Weile zusammen gewesen und Lucas war eigentlich davon überzeugt gewesen die Frau zu kennen, die er liebte. Doch offensichtlich war dem nicht so gewesen, denn dann hätte er ja gewusst was los war. Er hätte ihr helfen können und sie aufhalten können. Er hatte bei ihr übernachtet und wäre nicht nach Hause gegangen... Diese Gedanken wollten einfach nicht aus seinem Kopf gehen, denn er war sich sicher, dass er ihr hätte helfen können, wenn sie ihm etwas gesagt hätte. Doch wahrscheinlich hatte sie das gar nicht gewollt, immerhin hatte sie immer die Möglichkeit dazu gehabt mit ihm zu reden und er hätte ihr geholfen. Doch sie hatte nichts gesagt, hatte seine Hilfe nicht gewollt und jetzt konnte er daran nichts mehr ändern.
Lucas nahm Zoey die DVD ab und stand auf um sie in den DVD Player zu packen, während sie in der Küche verschwand. Als Zoey wieder kam schnappte er sich ein bisschen Popkorn und stopfte es sich in den Mund bevor er sich neben ihr auf den Sofa nieder lies. "Finde ich auch...das hab ich echt vermisst", sagte er ehrlich. Es war schön so eine gute Freundin zu haben, die immer für einen da war, einem half, egal was auch los war, und auch noch genauso sehr Star Wars Fan war wie er und Zeit mit ihr zu verbringen hatte er echt vermisst. Wenn er sich zurück zog und in seine Arbeit vergrub um seine Probleme zu ignorieren bekam er meistens gar nicht mit wie sehr er solche Momente vermisste und wie sehr er Zoey vermisste, doch gerade jetzt war es ihm ganz schön bewusst, dass er sich viel zu sehr zurück zog.


Nein, denken daran wollte ich eigentlich auch nicht mehr, denn es war damals einfach zu tragisch gewesen. Ich war mit Allison zum lernen verabredet gewesen, doch als ich zu ihr nach Hause kam, da hatte ich die schlimme Nachricht von ihrer Mutter erfahren. Ebenfalls war ich es gewesen, die Lucas davon erzählt hatte, denn ihre Mutter hatte mich darum gebeten. Wieso bekam ich immer die schweren Aufgaben im Leben? Doch ich verbannte alle Gedanken an diese Zeit, denn ich wollte den heutigen Tag mit Lucas genießen und mich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen, an der sowieso keiner mehr etwas ändern konnte. Das Popcorn war nun bereit, die anderen Süßigkeiten standen vor uns auf dem Tisch und ein klein wenig fühlte es sich wie in alten Zeiten an. "Ich habe es auch vermisst, glaub mir." Wenn Lucas gute Tage hatte dann genoss ich diese um so mehr, denn nie konnte ich wissen wann genau diese wieder vorbei waren und die schlechten begannen, in denen er in seine Depressionen verfiel. Lächelnd nahm auch ich mir eine Hand voll Popcorn und ließ diese in meinem Mund verschwinden. Dabei war es mir auch egal wie ich aussah, denn Lucas hatte mich in meinen schlimmsten Zeiten gesehen und da machte es ihm auch sicher nichts aus, denn ich in lockeren Sachen und leichter Sturmfrisur hier saß. Mein Blick war nun auf meinen Flachbildschirm gerichtet und mal wieder erkannte ich, wie sehr ich diese Filme doch liebte und ich konnte die Leute nicht verstehen, die schlecht über diese Reihe sprachen. Doch immer wieder schwenkte mein Blick hinüber zu Lucas, der entspannter als sonst aussah. Er schien das hier wirklich zu brauchen und so lehnte ich meinen Kopf wieder gegen seine Schulter und ließ mir weiterhin das Popcorn schmecken. Zwischendrin passte auch etwas Schokolade rein, wovon ich ihm auch etwas vor den Mund hielt, denn wenn wir DVD sahen kam es auch oft vor, das wir uns gegenseitig mit etwas fütterten damit wir nicht vergaßen, das es davon auch noch etwas gab.


Als Zoey ihm erzählt hatte, was Allison getan hatte, wollte Lucas das erst nicht glauben. Es war einfach viel zu abwegig für ihn gewesen, dass sie so etwas tun würde und er hatte gedacht es sei ein schlechter Scherz gewesen. Selbst als auch Allisons Eltern ihm bestätigten hatte er es nicht glauben wollen und richtig in seinen Kopf bekommen hatte er es erst bei ihrer Beerdigung. Der Tag war fast noch schlimmer als ihr Todestag gewesen, denn er hatte in seinen Kopf bekommen, dass sie wirklich weg war und nicht mehr wieder kommen würde. Von da an ging es ihm auch erst richtig schlecht, denn davor war er nur wie betäubt gewesen und hatte gehofft, dass es nur ein schlechter Traum war aus dem er bald wieder erwachen würde.
"Ich glaub ich sollte dich einfach öfters aus dem Bett holen damit wir Star Wars gucken können", antwortete er, denn Momente wie diese taten ihm echt gut und holten ihn mal raus aus seinem Versteck, in das er sich viel zu oft zurück zog. Heute ging es ihm gut, wirklich. Es war einer dieser Tage, den er auskosten musste, denn ihm war klar, dass es wieder andere geben würde, an denen er sich zurück zog und nicht dazu in der Lage war irgendwas zu machen. Deswegen war er umso glücklicher darüber, dass es ihm heute gut ging und er her gekommen war um jetzt mit Zoey hier zu sitzen. Außerdem war es schön eine Freundin zu haben, die das Ganze auch mit ihm mitmachte. Natürlich hatte auch er ihr geholfen als ihre Familie gestorben war, doch trotzdem war es nicht selbstverständlich, dass sie das auch für ihn tat. Besonders, weil es ihm jetzt schon so lange schlecht ging. Sie war nun mal eine wirkliche Freundin und das rechnete er ihr hoch an.
Der Film begann und Lucas wusste wieder wieso er die Reihe schon so oft gesehen hatte und trotzdem noch immer mochte. Star Wars war einfach Filmgeschichte und würde es immer bleiben. Wieder lehnte sich Zoey an seine Schulter und er legte seinen Kopf auf ihren während er noch eine Hand voll Popcorn aß. "Also ich muss sagen, dass die Filme von Mal zu Mal besser werden", sagte er und lächelte sie an. Ja, heute war wirklich ein guter Tag und, dass er ihn mit Zoey verbrachte machte ihn nur noch besser.


Für heute verbannte ich alle Gedanken an dieses schreckliches Ereignis, denn ich wollte nicht das Lucas in irgendeiner Weise daran erinnert wurde. Er sollte den Tag ebenso genießen wie ich und er sollte erkennen, das es solche Zeiten auch wieder öfters geben musste. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, das er sich mit Absicht in seine Depressionen stürzte bzw es herauf beschwor, aber genau das war etwas, was ich versuchte nun zu verhindern. Wir hatten damals so schöne Zeiten zusammen gehabt, hatten viel unternommen oder einfach auch den Tag nur auf der Couch verbracht, so wie wir das nun auch taten. Vielleicht musste ich ihm einfach auch nur zeigen was ihm damit entging, sodass er selbst erkannte, das er dies öfters brauchte. "Mhh die Idee gefällt mir sogar. Obwohl ich ja auch einen Fernseher im Schlafzimmer habe, als müsste ich theoretisch nicht mal aufstehen. Du müsstest dich nur dazu legen." Aber ich wusste ja was er damit meinte. Er deutete damit an, das auch er fand, das wir wieder mehr gemeinsam machen mussten und wenn dies sein Wunsch war, dann würden wir das auch tun. Natürlich musste auch ich arbeiten gehen, aber meine frei Zeit würde ich ihm widmen, vor allem wenn es half ihn wieder auf die richtige Bahn zu bekommen. Leicht aneinander gekuschelt saßen wir nun da, so wie wir das schon sehr oft getan hatten und sahen uns den ersten Teil der Reihe an. Irgendwie gefielen mir die alten Teile noch ein wenig besser, aber die neueren waren auch nicht schlecht. "Ja finde ich auch. Und es wird auch nie langweilig sie zu sehen." Eine Weile sprach nun keiner mehr von uns, denn wir konzentrierten uns voll und ganz auf den Film, wobei ich aber Lucas ab und an etwas flüstern hörte. Er sprach den Film mit, was auch kein Wunder war, denn wenn wir den Ton ausschalteten, dann konnten wir das ganze selbst Synchronisieren. Inzwischen war nun der erste Teil vorbei und ich sprang auf um den nächsten einzulegen. "Kleine Pause gefällig? Oder sollen wir gleich weiter machen?" Für Pizza war es immer noch ein klein wenig zu früh, denn der Lieferservice, bei dem wir immer bestellten machte erst um 12 Uhr auf.


Manchmal war es einfach einfacher sich zurück zu ziehen und in Depressionen zu versinken als immer so zu tun als würde es einem gut gehen. Immerhin tat Lucas das eigentlich bei allen. Nur bei seiner Familie und Zoey konnte er ehrlich sein und zugeben, dass es ihm lange nicht so gut ging wie er es vorgab. Doch bei allen anderen war das einfach nicht möglich. Da setzte er seine Maske auf und tat so als sei er glücklich und sein Leben wunderbar, auch, wenn das eigentlich eine Lüge war. Das war einfacher als zu erklären was wirklich los war und ehrlich zu sein, doch allzu lange lies sich das nicht aushalten, weswegen Lucas sich wieder zurück zog und dadurch die Depressionen nur noch verstärkte. Ganz schön kompliziert das Ganze. "Dann machen wir das das nächste Mal so", erwiderter Lucas grinsend. Am liebsten hätte er, dass der Tag einfach nie enden würde. Es war viel zu schön hier zu sitzen und einfach mit seiner besten Freundin ihre Lieblingsfilme zu gucken. Es war wie in alten Zeiten und das tat verdammt gut, denn es war als wäre alles wie früher: unkompliziert.
"Auf keinen Fall", die alten Star Wars Filme waren einfach die Besten, denn auch, wenn die neuen auch gut waren, waren die alten einfach die Originale. Lucas war damit aufgewachsen und er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er sie das erste Mal gesehen hatte, was sie einfach noch besser als die Neuen machte. Außerdem konnte er sie mitsprechen. Okay, auch die Neuen konnte er fast auswendig, doch die Texte der Alten hatte er schon als Jugendlicher gekannt. Deswegen hatte er in der Schule auch immer als 'eigenartig' gegolten, denn er hatte die Filme immer wieder zitiert, was er auch heute noch oft machte. Mittlerweile fiel ihm das gar nicht mehr auf.
"Eine Pause wäre nicht schlecht", antwortete er, denn er wollte eine Rauchen. Eigentlich war er kein Raucher, ja, eigentlich, denn auch, wenn er eigentlich nie viel geraucht hatte, tat er es in letzer Zeit öfter. Wieso wusste Lucas auch nicht genau. Außerdem musste er sich mal die Füße vertreten, denn so toll die Filme auch waren, nach zwei Stunden Film musste selbst ein eingefleischter Fan sich mal die Beine vertreten.



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