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Erst als die Türe hinter mir ins Schloss gefallen war ließ ich meinen Tränen freien Lauf, denn so konnte er sie wenigstens nicht sehen. Ich wollte auch nicht das er mich so sah, denn trotz allem konnte er nichts dafür, das er meine Gefühle nicht erwiderte und zwingen konnte und wollte ich ihn auch nicht dazu. Vielleicht war es für ihn einfacher ohne mich zu sein und sein Leben zu leben, egal auf welche Art er das nun tun wollte. Leicht benommen lief ich die Stufen nach unten und für mich kam es wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich unten angekommen war. Was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich hatte gerade meinen besten Freund verloren, den einzigen Menschen der für mich noch von Bedeutung war, was hieß das ich nun komplett alleine war. Die Kälte meiner Kleider drang nun auch durch meine Haut und ich beschloss nach Hause zu gehen. Immer noch in Gedanken und völlig verwirrt trat ich einfach hinaus aus dem Haus und auf die Straße, denn es war schon spät und ich erwartete keinen, denn zuvor hatte ich hier kein einziges Auto gesehen. Daher bemerkte ich das heranrasende Auto auch zu spät und das letzte was ich sah waren die Scheinwerfer des Autos. Dann wurde es um mich herum Schwarz. Zoey Körper wurde ein paar Meter weit geschleudert, bevor sie zum liegen kam und man die ersten blutenden Wunden an ihr erkennen konnte. Es war dunkel und doch konnte man genug erkennen um zu wissen, das sie schwer verletzt war. Der Autofahrer, unter Schock oder auch nicht, machte sich erst gar nicht die Mühe auszusteigen, sondern fuhr einfach schnell weiter und ließ Zoey dort liegen wo sie war.


Es war schön, dass Zoey noch mal zu ihm kam, Lucas ihre Hand auf die Wange legte und ihm einen Kuss gab, doch viel zu schnell war es vorbei und die Haut, die sie eben noch berührt hatte fühlte sich kalt an. Dann ging Zoey, verließ seine Wohnung, zog die Tür hinter sich zu und ließ Lucas einfach stehen. Ließ ihn alleine mit seinen Gedanken, die noch immer durcheinander wirbelten. Mit der Sekunde in der Sich die Tür hinter ihr schloss ging etwas in Lucas kaputt. Er hatte es verbockt, und zwar richtig. Er hatte eben seine beste Freundin verloren, die Person, bei der er sich geschworen hatte, sie nie zu verlieren. Die einzige Person der er vertrauen konnte, die einzige Person, die immer für ihn da war, auch, wenn er ihr weh tat und auch, wenn sie nicht für ihn da sein musste. Die wichtigste Person in seinem Leben. Und er hatte sie einfach gehen lassen, hatte ihr nicht widersprochen. Er hatte alles kaputt gemacht. Fast hätte er angefangen zu weinen, wäre zusammen gebrochen, doch Lucas riss sich zusammen. Er nahm sich noch eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie an ehe er zum Fenster ging und dieses öffnete. Er redete sich selbst ein, dass er das tat, damit es in seiner Wohnung nicht so sehr nach Rauch stank, doch er wusste genau, dass es einen anderen Grund hatte. Er wollte sie noch ein Mal sehen, wollte beobachten wie Zoey weg ging ehe sie endgültig verschwand. Also lehnte er sich über den Fensterrand, rauchte seine Zigarette und wartete darauf, dass Zoey aus dem Eingang des Wohnhauses auf die Straße trat. Es dauerte lange, länger als Lucas es erwartet hätte, doch dann trat Zoey endlich an die frische Luft. Endlich? Nein, eigentlich wäre es Lucas lieber gewesen, wenn sie nicht raus gegangen wäre, wenn sie gleich wieder in seine Wohnung gekommen wäre und alles gewesen wäre, als ob nichts wäre. Doch Zoey trat auf die Straße. Gerade als Lucas vom Fenster weg gehen wollte um nicht doch noch anzufangen zu weinen sah er einen Wagen um die Ecke biegen. Er fuhr schnell, schneller als es in der Straße erlaubt war und vor allem zu schnell um richtig reagieren zu können. Das, was Lucas als nächstes sah, nahm er nicht richtig auf. Es fühlte sich an wie in einem Traum, einem schrecklichen Traum von dem man sich wünschte schnell wieder aufzuwachen, damit man sich sicher sein konnte, dass er nicht wahr war. Doch es war kein Traum, er konnte nicht aufwachen und das, was Lucas sah, war real. Der Wagen erfasste Zoey, schleuderte sie durch die Luft bis sie unsanft auf dem harten Asphalt der Straße landete. Lucas hielt den Atem an und konnte es nicht fassen als der Wagen einfach davon fuhr und Zoey auf der Straße liegen ließ. Es war dunkel, niemand war mehr auf den Straßen unterwegs und es brauchte ein paar Sekunden bis Lucas realisierte, dass niemand Zoey helfen würde. Als er sich schließlich in Bewegung setzte fühlte es sich noch immer nicht real an, es war noch immer wie in einem Traum.
Er zog schnell sein Handy aus seiner Hosentasche und wählte den Notruf während er zur Tür hetzte und sie mit einem Ruck auf zog. Dass sie gegen die Wand knallte und dabei einen schrecklichen Lärm erzeugte war Lucas egal, er dachte gar nicht daran in der Situation leise zu sein. Auch darauf, dass er weder Schuhe noch eine Jacke an hatte sondern eine Jogginghose und ein T-Shirt achtete er nicht. Schnell hetzte er die Treppen herunter, fiel dabei fast über seine eigenen Füße und ließ das Handy fast fallen. Kurz bevor er unten ankam ging endlich jemand ran, außer Atem und noch immer rennend antwortete Lucas und zog dann die Tür nach draußen auf. Die Frau an der anderen Seite der Leitung sagte noch irgendwas, doch als Lucas Zoey sah konnte er nicht mehr antworten. Er ließ das Handy los, das auf den Boden fiel und kaputt ging, doch das war im Moment nebensächlich. Er rannte zu Zoey, kniete neben ihr nieder und tastete nach ihrem Puls, suchte ihren Atem. Beides war noch da, wenn auch schwach, viel zu schwach. Er merkte, dass er zitterte vor Panik, denn er wusste nicht recht was er tun sollte. Wie konnte er ihr helfen? Von weitem konnte man schon eine Krankenwagensirene hören, doch Lucas bekam das gar nicht richtig mit. "Zoey", sagte er leise, flüsterte es in ihr Ohr, auch, wenn ihm klar war, dass sie ihn nicht hören konnte. "Es tut mir leid, es tut mir so schrecklich leid", wieso hatte er sie gehen lassen? Wieso hatte er Zoey einfach so gehen lassen? Wieso hatte er sie nicht aufgehalten, irgendwas gemacht? Es war seine Schuld, seine Schuld, dass sie jetzt da lag, schwer verletzt und bewusstlos. Und es war auch seine Schuld, wenn sie es nicht überlebte. Dann hatte er sie auf dem Gewissen, dann hatte er sie umgebracht.
Der Krankenwagen traf ein und Lucas wurde von Zoey weg gezogen. Er wehrte sich nicht, war noch immer wie in Trance. Ein Sanitäter stellte ihm fragen. Fragte ihn, ob er verletzt war, ob er den Fahrer des Wagens gesehen hatte, doch Lucas antwortete ihm nicht. Er war noch immer total neben sich, bekam alles wie durch einen Schleier mit und reagierte nicht richtig. Deswegen nahm der Sanitäter wohl auch mit ins Krankenhaus. Zoey war auf einer Trage und Lucas saß neben ihr, hielt ihre Hand, beobachtete die Sanitäter und wünschte sich schon das zweite Mal diesen Abend die Zeit zurück drehen und alles ungeschehen machen zu können...
>>Krankenhaus



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